Dienstag, 29. Oktober 2013

Vorbereitungen

Oh toll, Indien? So ein spannendes Land, das würde ich auch gerne mal sehen! Was genau machst du denn da?

Oh Gott, Indien? Warum das denn? Du weißt aber schon, dass du da total aufpassen musst, da hört man doch immer wieder von den Vergewaltigungen, und überhaupt...

So ungefähr hören sich die Reaktionen an, die mir entgegenschlagen, wenn ich von meinem Projekt erzähle. Besonders häufig allerdings bekomme ich zweiteres zu hören. Das ärgert mich.

Zum einen, weil es eine Beleidigung meines Verstandes ist. Gibt man bei Google „Indien“ ein, ist schon der zweite Vorschlag „Indien Vergewaltigung“. Ich habe mich in der letzten Zeit relativ intensiv mit Indien auseinandergesetzt, also: Ja, das habe ich mitgekriegt.

Zum anderen, weil die Wahrnehmung eines ganzen Landes auf diese Vorfälle reduziert ist. Natürlich ist es schrecklich und ein ernstzunehmendes Thema. Vor vielleicht noch zwei Jahren hat dieses Problem aber auch schon existiert, nur die Bilder, die uns zu Indien durch den Kopf gingen, waren noch andere: Kühe auf der Straße, Farbfeuerwerke beim Holi-Fest, wehende Haare und Tanz in Bollywoodfilmen, köstliche Gewürze und wunderschöne Saris. Das scheinen viele zu vergessen.

Natürlich ist auch diese Vorstellung sehr einseitig. Deshalb will ich Indien möglichst unvoreingenommen auf mich zu kommen lassen und mir dann ein eigenes, vielschichtigeres Bild davon machen.

Meine Mutter hat übrigens – ganz pragmatisch – einfach eine Liste aufgehängt, auf der sie all die gut gemeinten Ratschläge und Warnungen sammelt:

Vergewaltigung! Durchfall! Verklebter Basmatireis! Stolpern über Meditierende! Kühe im Straßenverkehr! Tiger! Sonnenbrand! Indianer?

Das lese ich durch, wenn ich mich schon einmal auf die unzähligen Risiken vorbereiten will und ignoriere ich einfach, wenn mir die schockierten Bemerkungen über Indien zum Hals raushängen.